Weinflaschenpfand

Flexible Sammelstellen und Sortieranlagen vereinfachen Pfandsystem

Recycling von Altglas nur noch minimal

Was für Bier selbstverständlich ist, könnte bald auch für Wein gelten: In einem Modellprojekt ist es gelungen, ein praxistaugliches Mehrwegsystem für Wein- und Sektflaschen aufzubauen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Bielefeld hat die Gesellschaft für Wein- und Sektflaschen Recycling (WSR, Marienfeld) eine Sortieranlage für die wegen ihrer verschiedenen Formen und Größen problematischen Flaschen entwickelt. Nun können sie von den Kellereien wiederverwendet werden. "Die Umweltentlastung ist beachtlich", sagt ein Experte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das Projekt mit rund 93.000 Euro unterstützt hat. "Das Recycling einer Flasche kostet etwa eine Kilowattstunde Energie, das Sortieren und Spülen dagegen nur 0,1 Kilowattstunde." Mit der durch das Gütersloher Modell eingesparten Energie könnten jedes Jahr über 300 Dreipersonenhaushalte mit Strom versorgt werden.

Rund 20 Liter Wein trinkt jeder Bundesbürger pro Jahr. Doch von den jährlich anfallenden zwei Milliarden leeren Flaschen werden nach Angaben des Umweltbundesamtes nur 25 Prozent (2002) mehrfach verwendet. Denn im Unterschied zu anderen Getränken wie Wasser oder Bier werden Wein und Sekt nicht über einen regionalen Fachgroßhandel vertrieben, der die Logistik des Leergut-Rücktransportes einschließt. Das Ergebnis: In anbaufernen Gebieten gibt es die vor 40 Jahren überall verbreitete Mehrwegflasche für Wein und Sekt kaum noch.

In der Gütersloher Anlage werden Flaschen nun nach 70 Kriterien sortiert. Auch ein großer Teil internationaler Flaschen kann wiederverwendet werden. Der Rest - zum Beispiel seltene Sonderflaschen - wird nach Farben sortiert und dem herkömmlichen Altglas-Recycling zugeführt. Wenn es in mehreren Ballungszentren vergleichbare Sammel- und Sortierzentren für ganze Flaschen gäbe, könnte sich in Deutschland ein leistungsfähiger Sekundärmarkt für Flaschen und andere Glasverpackungen entwickeln.

Dadurch, dass nach dem Gütersloher Modell Sortieranlagen immer in Zentren des Weinverbrauchs liegen, können die Spediteure Wein aus den Weinbauregionen liefern und ohne zeitaufwendige und umweltbelastende Umwege gebrauchte Flaschen auf dem Rückweg mitnehmen, so entsteht auch keine zusätzliche Umweltentlastung durch den Transport.

Die neue Sortieranlage hat noch einen weiteren Vorteil: Bislang wurden die angelieferten Flaschen von Hand sortiert. Die Arbeitsbedingungen waren durch Lärm, Staub und ungünstige Körperhaltungen stark belastend. Nun ist der Arbeitsplatz mitarbeiterfreundlicher, wenngleich der Mensch für die Endbewertung unverzichtbar bleibt.