Strom statt Nahrungsmitteln?
Umwandlung von Pflanzen in Wärme, Treibstoff, Gas, Strom
In längst vergangenen Jahrhunderten gewann man Energie nicht aus Erdöl, -gas oder Kohle sondern aus Biomasse (meist Holz). Noch heute ist diese Art der Energiegewinnung in vielen Entwicklungsländern gebräuchlich, was sie zur bedeutungsvollsten erneuerbaren Energie macht. Zwar wird bei der Verbrennung der Rohstoffe Kohlendioxid freigesetzt, doch nur so viel, wie die Pflanze zuvor aus der Luft aufnahm.
Zur Verbrennung eignen sich Bioabfälle, Holz, Ölpflanzen, Stärkepflanzen, Stroh, Zuckerpflanzen … Verwendet wird meist Holz, sowohl in Holzpelletsheizungen als auch in Öfen. Schattenseite der Biomasse ist natürlich der Raubbau der Wälder.
Energie lässt sich durch Biomasse auch in Form von Treibstoff erzeugen, so z.B. Biodiesel (Raps) oder Bioalkohol (Zuckerpflanzen).
Als dritte Alternative bietet sich eine Vergärung unterschiedlicher Stoffe (Bioabfall, Getreide, Gülle, Mais …) an. Das dabei entstehende Biogas wird entweder direkt ins Gasnetz eingespeist oder in Motoren verbrannt. Letztere treiben Generatoren an, wodurch Strom entsteht.
Biomasse hat in Deutschland die größte Bedeutung der erneuerbaren Energien. Immer mehr Aufträge trudeln bei den Unternehmen ein, die stetig neue Mitarbeiter einstellen. Bauern ziehen aus dem Trend gleich zweifachen Nutzen. Zum einen können sie sich eine Biogasanlage zulegen, zum anderen verdienen sie an steigenden Getreidepreisen. Dieses Grundnahrungsmittel ist nicht mehr nur zur Ernährung gefragt, sondern auch zur Verwendung in Biomassekraftwerke oder Biogasanlagen.
Der Trend zur Biomasse ist nicht so vorteilhaft, wie er scheint. Grund sind steigende Lebensmittelpreise, die besonders in Dritte-Welt-Ländern Hungersnöte verursachen. Doch auch dem Boden bereitet die Pflanzung von Biomasse Probleme, da der Acker hinterher gänzlich leergeräumt wird. Normalerweise bleibt Stroh auf dem Feld liegen, was sich zu Humus wandelt, und so dem Boden zugute kommt. Für Biomassekraftwerke sind jedoch auch Pflanzenreste interessant.
Für Landwirte bietet sich z.B. eine Verbindung der Biogasanlage mit der Destillation an, so dass die Wärme der Biogasanlage zur Treibstoffherstellung genutzt wird. Die höchste Effizienz weist jedoch der Anbau von Ölpflanzen (z.B. Raps) auf. Doch lässt sich nach der moralischen Vertretbarkeit des Verfahrens fragen, Lebensmittel zur Energiegewinnung zu nutzen - besonders angesichts des dadurch verursachten Nahrungsmangels? Biomasse vermag nur einen Teil der Energieversorgung zu stemmen. Der wichtigste (und günstigste) Beitrag zum Klimaschutz bleibt jedoch nach wie vor die Senkung des Stromverbrauches.