Hungersnöte

Lebensmittelkrise durch freie Marktwirtschaft

Umdenken beim Lebensstil

Hungersnöte verlaufen stets nach demselben Schema. Die ärmsten Weltbürger haben zu wenig zu essen, gehen auf die Straßen. Internationale Medien greifen das Problem auf, man prangert Schuldige an. Am nächsten Tag wendet sich die schnelllebige Medienwelt etwas Neuem zu. Die Armen haben dann zwar immer noch nichts zu essen, aber es steht ja nicht mehr in der Zeitung.

Sinnvolle Ergebnisse kommen bei Diskussionen in Industrienationen selten heraus, denn dann müssten die Großen und Mächtigen sich einigen unbequemen Wahrheiten stellen. Darf man tatsächlich sagen, dass der so oft beschworene freie Welthandel eine Teilschuld trägt? Dass reiche Staaten mit ihrer stets steigenden Gewinn- und Wohllebenssucht tausende Arme in den Hungertod trieben?

Nein, in der freien Marktwirtschaft sehen nur wenige das Problem, im Gegenteil wird sie oft hochgehalten (besonders von der Wirtschaft). Natürlich klingt die Idee toll: Jeder Staat produziere das, was er am besten kann, und tausche es gegen Produkte anderer Länder.

Leider geht das Prinzip nur bei ebenbürtigen Nationen an, denn beim Handel zwischen reichen und armen ziehen letztere den Kürzeren. Reiche Länder, so z.B. die EU oder USA, überschwemmen den Markt von Entwicklungsländern mit Billigprodukten. Stadtbewohner freuen sich darüber, geben ihr Geld lieber Importeuren als einheimischen Händlern, die dadurch ihre Lebensgrundlage verlieren. Zudem schwindet die Lebensmittelproduktion im eigenen Land: Reiche Einwohner von Entwicklungsländern ziehen aus der freien Marktwirtschaft ihren Nutzen, indem sie z.B. exotische Früchte anbauen und exportieren. Das Lebensmittelangebot auf dem Land sinkt, und viele Kleinbauern ziehen in Städte. Weniger Nahrung steht einer höheren Einwohnerzahl gegenüber. Hier wäre Hilfe gefragt, durch die ein Land hinsichtlich der Wirtschaft langfristig auf eigene Beine gestellt würde.

Das Prinzip der weltweit freien Marktwirtschaft taugt für Entwicklungsländer nicht, im Gegenteil. Möchten Industriestaaten ihnen tatsächlich helfen, sollten sie ihren Export auf andere, ihnen ebenbürtige Länder verlegen.

Zudem könnten sie Druck auf Regierungen armer Länder ausüben, um den großen Unterschied zwischen Armen und Reichen ein wenig auszugleichen. Wie viele Arme würden gerne auf dem Feld arbeiten, so sie nur ein Stück Land hätten? Im Gegensatz dazu besitzen viele Großgrundbesitzer brachliegendes Land. Warum nicht durch Landreformen beiden einen Nutzen schaffen? Warum nicht Entwicklungshilfe an Bedingungen koppeln?

Der hemmungslose Lebensstil reicher Staaten schafft weltweit Probleme. Man nehme nur Öko-Treibstoffe als Beispiel, die den Luxus aufrechterhalten sollen und dazu einen Teil der Nahrungsmittel schlucken. Man nehme nur den großen Hunger nach Fleisch als Beispiel, dessen Erzeugung immerhin ein Drittel der jährlichen Getreideernte erfordert. Je mehr aufsteigende Länder immer mehr Fleisch essen, desto tiefer sinkt der Getreideanteil, der zur (menschlichen) Nahrung zur Verfügung steht.

Auf dieser Welt gibt es genug Nahrung für alle, sie ist nur falsch verteilt. Statt Schuldige anzuprangern sollten reiche Staaten besser ihren Lebensstil überdenken. Nicht nur böse Spekulanten und korrupte Politiker tragen zu Hungersnöten bei, sondern auch die als selbstverständlich angesehene, "zivilisierte" Lebensart.