Klimawandel in der Schweiz

Ende der Gletscher und Dauerfrostböden?

Hochwasser und Steinschläge durch Schmelze

1800 der 4250 alpinen Gletscher befinden sich in der Schweiz. Sie halten zwanzig Prozent der schweizerischen Wasservorräte gebunden. Deren Schmelze wird nicht nur Hochwasser hervorrufen, sondern etwas später auch Dürren, denn Po, Rhone und Rhein werden von ihnen genährt. Die Folgen bekämen also nicht nur die Bergbewohner mit, sondern auch Menschen hunderte Kilometer weit weg.
Als Gegenmaßnahme werden Gletscher an manchen Orten in Folie verpackt, die Luft und Wasser durchlässt, UV-Strahlung hingegen abhält. Ihre vier Millimeter dicke Schicht besteht aus Polyester an der Unterseite und Polypropylen an der Oberseite. Durch Klett kleben sie aneinander, Säcke halten sie auf dem Gletscher. Die tauen dann zwar immer noch ab, aber längst nicht so stark.
Lachen möchte man bei der Idee, damit alle Schweizer Gletscher vor dem Schmelzen zu retten. Tatsächlich finden die Vliese ihren Einsatz an Fremdenverkehrsorten, um die Touristen im Land zu halten. Die könnten hier in den Alpen den Klimawandel nämlich prächtig beobachten, so wie es die Einheimischen bereits seit Jahren tun. Es herrscht Bewegung im Gebirge. Seit Jahren lösen sich Steinmassen, schrumpfen Gletscher, erfahren die Einwohner täglich die Folgen des Klimawandels. Freilich, rutschende Steine und schmelzende Gletscher gab es schon immer, doch in dieser Menge?

Im letzten Jahrhundert stieg die alpine Temperatur um 1,6 Grad (doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt), nachts gar um zwei Grad. Dabei geht's den Gletschern an den Kragen, die binnen anderthalb Jahrhunderten um fünfzig Prozent schrumpften. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends schmolzen wieder zehn bis fünfzehn Prozent. Das Ende ist absehbar, zur nächsten Jahrhundertwende entdeckt man in den Alpen wahrscheinlich kein Eis mehr (außer an besonders großen Gletschern). Gletscher sind empfindlich, erzählen manchmal erst Jahrzehnte später von Klimasünden.
Die Temperaturerwärmung nagt auch an Böden in der Höhe, die bisher vom Permafrost zusammengeeist waren. Dessen Schmelze lässt Wasser durch, das das Gestein lockert. Steinschläge gehen ins Tal ab.